Kulturelle Gestaltungsmöglichkeiten von Kindern und Jugendlichen waren während der Pandemie stark eingeschränkt. Drei Einrichtungen mit einem tanzpädagogischen Schwerpunkt fanden kreative Lösungen zur Weiterführung ihrer Angebote. Denn gerade beim Tanzen sind Konzentration, Koordination, Bewegung und Spaß eng miteinander verbunden und helfen, Stress abzubauen. Die Initiative LUNA PARK aus Berlin, We Dance e.V. aus Weimar und das tanzwerk bremen verlegten ihre analogen Tanzangebote ins Digitale und setzten dabei auf Partizipation und Medienkompetenz.
Der Verein LUNA PARK engagiert sich seit Jahren im Berliner Stadtteil Wedding. Tänzer*innen realisieren dort in Zusammenarbeit mit Grundschulen, Kitas und lokalen Partnern vielfältige künstlerische Projekte der außerschulischen Bildung. Kosmas Kosmopoulos ist künstlerischer Leiter der seit 2003 bestehenden Initiative. Er beschreibt, wie sehr den Kindern ihre Angebote während des Lockdowns gefehlt haben: „Es war deprimierend mitanzusehen, wie sich in den Monaten der strikten Kontaktbeschränkungen die fehlende Stimulanz zur Bewegung und die eingeschränkten Kommunikationsmöglichkeiten auf die Kinder ausgewirkt haben.“ Mit dem Projekt „Wir gehen Online!“ konnten er und sein Team „die Kinder wieder in Bewegung bringen“, erzählt der Choreograf und Tanzpädagoge.
Tanz für Kinder aus dem Kiez
Zur Umsetzung der digitalen Angebote schaffte der Verein Laptops für Videoschnitt sowie Kameras an. Für Familien im Kiez, die selbst über keine internetfähigen Endgeräte verfügen, bot die Initiative die Ausleihe von Laptops an. In den Online-Kurse lasen die Pädagog*innen mit den Kindern Theatertexte und tauschten sich mit ihnen über den Inhalt und den Bezug der Märchen zu ihrer eigenen Lebenswelt aus, übten Tänze ein und tanzten gemeinsam. Die Kinder nahmen die Angebote mit großer Begeisterung an. Oft waren auch die Eltern und Geschwisterkinder bei den digitalen Kursen mit dabei.
Gemeinsam digitale Angebote gestalten
In der thüringischen Kulturstadt Weimar bietet der Verein We Dance e.V., zeitgenössischen Tanz für Kindern und Jugendliche an. We Dance hat sich zum Ziel gesetzt, künstlerisch anspruchsvolle Tanzprojekte für Kinder und Jugendliche unabhängig von ihren finanziellen Verhältnissen anzubieten. Gemeinsam mit anderen Vereinen haben sie als Interessensgemeinschaft „Schwungfabrik“ eine alte Halle des ehemaligen VEB Wägetechnik bezogen.
Der Verein legt großen Wert darauf, gemeinsam mit den jungen Menschen digitale Formate zu entwickeln: Mit der Unterstützung von Medienpädagog*innen drehten und schnitten Kinder und Jugendliche eigene Tanz-, Theater und Musikvideos. „Die ersten Streamingversuche waren zugegeben etwas holprig, da dies für uns ein völlig neues Terrain war, konnten aber dann schnell an Qualität gewinnen“, erzählt Vorstandsmitglied und Schatzmeister, Dr. Marius Torka.
Das magische Handtuch
Während der Lockdowns hielten die Tanzpädagog*innen die Kinder und Jugendlichen zu Hause bei Laune: Sie boten Dance Tutorials für Kinder und Jugendliche an. Zudem gestalteten sie selbst Videos mit. In der Hip-Hop Dance Challenge Video „Das Magische Handtuch“, eine Idee des Künstlers Dennis Serikow, drehten sie selbst kurze Sequenzen, die dann zu einem Ganzen zusammengeschnitten wurden. Dadurch wirkt es, als würden die Tänzer*innen am Ende ihrer Schritte jeweils dem nächsten Tänzer ein Handtuch zuwerfen.
Brücken bauen
Das tanzwerk bremen bietet Tanzangebote und Tanzprojekte für alle Altersstufen von Kitakindern bis Senioren. Zentrales Anliegen des Vereins ist es laut Selbstbeschreibung, „Brücken zueinander zu bauen“ und „Freude an der Bewegung zu vermitteln“. Über das NEUSTART Sofortprogramm war das Tanzwerk in der Lage in die Digitalisierung einzusteigen und wöchentlich Online-Angebote durchführen zu können.
Die digitalen Tanzangebote erfreuten sich großer Beliebtheit. Der Geschäftsführer Wolf Kleinecke resümiert: „Die Kinder und Jugendlichen waren begeistert von dem digitalen Format. Allerdings war es nicht immer so einfach, sie konzentriert bei der Stange zu halten, da sie ohnehin schon viel online waren.“ Das Team des tanzwerk bremen würde sich zwar noch mehr über viele analoge Angebote freuen, möchte aber künftig auch im digitalen Bereich neue Formate ausprobieren.
Digital wirkt – aber begrenzt
Digitale Tanzangebote funktionieren, wie die Angebote von LUNA PARK, We Dance und dem Tanzwerk Bremen zeigen. Die Kinder und Jugendlichen konnten auch während der Phasen der Kontaktbeschränkungen erreicht werden. Zugleich erwarben sie Kompetenzen im Umgang mit digitalen Medien. Aber Tanz, darin sind sich alle einig, lebt vor allem vom direkten Kontakt miteinander. Die digitalen Formate können kein Ersatz für analoge Präsenzformate darstellen, aber sie können eine gewinnbringende Ergänzung sein. Die neu entwickelten Angebote werden weiterhin genutzt, sei es, um Menschen die Möglichkeit zu geben, digital an einem analogen Angebot teilzunehmen oder um mittels Live-Stream das eigene Tanzen von der digitalen in die analoge Welt zu holen.